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Ritzen - Selbstverletzung als Ausweg

Heilsames Gespräch

RITZEN: Selbstverletzung als Ausweg

Ein leider recht weit verbreitetes Thema, das in erster Linie junge Menschen betrifft, ist Selbstverletzung als Ausweg aus emotionalen Krisen. Als Therapeutin in Klagenfurt bin ich in diesem Zusammenhang vor allem mit dem sogenannten „Ritzen“ konfrontiert, also dem absichtlichen Schneiden der Haut mit scharfen Gegenständen.

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Was ist Ritzen?

Als Psychologin sehe ich bei meinen Patient*innen ich unterschiedliche Formen der Selbstverletzung, bei Jugendlichen ist es in erster Linie das Ritzen, das als Bewältigungsstrategie von negativen Emotionen dienen soll. Dabei fügen sich die Betroffenen mit Hilfe eines scharfen Gegenstandes Schnitte in die Haut zu – meist in die Unterarme, aber auch in die Beine und in einigen Fällen am ganzen Körper. Als Instrumente werden häufig Rasierklingen benutzt, aber auch Teppichmesser, Glasscherben oder sogar Spitzer. Die Verletzungen können dabei unterschiedlich tief sein, es steht jedoch KEINE Suizidabsicht hinter dem Schneiden, sondern vielmehr der Versuch mit den eigenen Emotionen umzugehen.

Warum ritzen sich Jugendliche?

Die Ursachen für selbstverletzendes Verhalten können vielfältig sein und reichen von Überforderung über Mobbing und Leistungsdruck bis hin zu Missbrauchserfahrungen, Depressionen, Wut oder Trauer. Die Betroffenen finden keine andere Ausdrucksmöglichkeit für ihre tiefen Probleme und greifen als letzten Ausweg zur Selbstverletzung, um kurzfristig Druck abzubauen. Der nicht bewältigbare seelische Schmerz wird durch den (kontrollierbaren) körperlichen Schmerz kurzzeitig überlagert.  Nach dem Schnitt und der damit verbundenen Erleichterung folgt jedoch meist ein Gefühl von Scham und die Jugendlichen geraten auf diese Weise rasch in einen Teufelskreis.

Welche körperlichen Probleme verursacht Ritzen?

Abgesehen von den psychischen Ursachen darf man beim Ritzen nicht übersehen, dass sich die Betroffenen auch körperliche Schäden zufügen. Die Wunden, die beim Schneiden entstehen, können unterschiedlich tief, müssten in einigen Fällen auch ärztlich behandelt werden. Da sich die Betroffenen für ihr Verhalten jedoch schämen, werden die Schnitte versteckt und oft nur unzureichend versorgt. Durch unsterile Gegenstände, mit denen das Ritzen erfolgt, besteht außerdem die Gefahr von Infektionen. Abgesehen davon können natürlich Narben zurückbleiben, die belastend sein können.

Welche Anzeichen gibt es für Ritzen?

Es gibt einige Alarmzeichen für selbstverletzendes Verhalten, auf die das soziale Umfeld achten sollte. So sollten etwa häufig vorkommende auffällige Verletzungen, für die es keine nachvollziehbare Erklärung gibt, hellhörig machen. Meist versuchen die Betroffenen aber, diese Verletzungen zu verbergen, weshalb nur noch lange Kleidung getragen wird – auch bei heißen Temperaturen. Auch werden Situationen, in denen man sich vor anderen umziehen muss – etwa beim Sportunterricht – vermieden. Verhaltensänderungen wie etwa das Versperren der Zimmertüre bzw. längeres Einschließen im Badezimmer können ebenso Hinweise sein. Viele Jugendliche isolieren sich auch zunehmend aus ihrem sozialen Umfeld, vermeiden Gespräche über Emotionen oder leiden unter Stimmungsschwankungen. Sollten diese oder ähnliche Symptome auf Ihr Kind zutreffen, zögern Sie nicht professionelle Hilfe zu suchen.

Welche Therapie hilft bei selbstverletzendem Verhalten?

Sollten Sie als Elternteil bei Ihrem Kind selbstverletzendes Verhalten feststellen, ist es wichtig, sensibel zu reagieren. Auf keinen Fall sollten Betroffenen verurteilt oder kritisiert werden, da dies meist nur zu einem noch stärkeren Rückzug führt. Stattdessen ist es wichtig, eine offene und verständnisvolle Gesprächsbasis zu schaffen und Hilfe anzubieten. In weiterer Folge sind eine Therapie und professionelle Unterstützung nötig, um die Ursachen für das Ritzen zu ergründen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Als Psychologin in Klagenfurt stehe ich Ihnen jederzeit für weitere Auskünfte zur Verfügung.